Barrieren: Wenn Rollstuhlfahrer nicht weiter kommen | Marktcheck SWR

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Kopfsteinpflaster, fehlende Rampen oder kaputte Aufzüge - für Rollstuhlfahrer gibt es immer wieder Hindernisse. Wir haben einen Rollstuhlfahrer auf seinem täglichen Weg begleitet.

Dieses Video ist eine Auskopplung aus der Sendung vom 18. Mai 2021, https://youtu.be/CzEf7p4jsr4

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Alltag im Rollstuhl, das hat unsere Reporterin Beate Bastian für uns ausprobiert. Sie hat dabei einen Begleiter: Bastian Keller aus Markgröningen. Mit zwölf Jahren bekam er eine Muskelerkrankung, kann seitdem nicht mehr laufen.

Die beiden wollen bis nach Stuttgart kommen - mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort will Bastian Keller am Olympiastützpunkt trainieren. Bastian Keller ist Para Boccia-Spieler. Er gehört zum Kader der deutschen Nationalmannschaft. Zuerst geht es zur Bushaltestelle. Schon an der ersten Bordsteinkante zeigt sich, das Rangieren ist für Beate Bastian gar nicht so einfach.

CHALLENGE #1: KOMMEN WIR IN DEN BUS?
Die Busfahrt ist schon die erste Herausforderung. Denn: Bastian Keller kommt nicht immer mit dem Bus mit. Er fragt sich jedes Mal, was kommt: Hat der Bus eine Rampe, oder ist es ein älteres Modell mit mehreren Stufen?
Die beiden haben Glück. Dieser Bus hat eine Rampe und einen hilfsbereiten Fahrer, der sie ausklappt und beim Hineinfahren hilft. Häufig sind Rollstuhlfahrer aber auf sich allein gestellt. Bastian Keller nimmt deswegen immer eine Begleitperson mit, erzählt er. Denn nicht immer findet er unterwegs jemanden, der helfen will oder kann.

CHALLENGE #2: AM BAHNHOF WIRD ES KNAPP
In Ludwigsburg am Bahnhof müssen die beiden in den Zug umsteigen. Erstmal heißt es aber: hinkommen. In den Aufzug passen Beate Bastian und Bastian Keller nicht gleichzeitig hinein. Sie müssen nacheinander fahren und herausfinden, wohin, rauf oder runter? Klare Hinweise finden sie nicht. Das alles dauert - der Zug nach Stuttgart fährt bereits ein. Ob Beide das noch rechtzeitig schaffen?

ZUGFAHREN GEHT NUR MIT HILFE
Dann stehen sie vor dem nächsten Hindernis. Vom Bahnsteig in den Zug geht es eine Stufe hinunter, die sie mit den Rollstühlen alleine nicht schaffen. Sie fahren am Zug entlang, versuchen auf sich aufmerksam zu machen.
Und wirklich, es gibt doch eine Rampe und sie kommen noch mit. Der Zug hat inzwischen einige Minuten Verspätung.
Dass es auch mal nicht weiter geht, das kennt Bastian Keller gut. Einmal musste ihn sein Bruder kurzfristig in Frankfurt am Flughafen abholen. Denn weil sein Flug verspätet war, hatte er seinen Zug verpasst. Einfach den nächsten nehmen ging aber nicht, denn bei Langstreckenzügen müssen sich Rollstuhlfahrer vorher anmelden. Dann kommen Bahn-Mitarbeiter mit einer Hebebühne und helfen.

CHALLENGE #3: DER WEG DURCH STUTTGART
Am Stuttgarter Hauptbahnhof spürt unsere Reporterin schon die Oberarme. Sie darf sich am elektrischen Rollstuhl von Bastian Keller festhalten, der sie ein Stück zieht. Dann müssen die beiden erstmal Schlange stehen - am einzigen Aufzug in der Halle.
Der nächste ist ein ziemliches Stück entfernt, das ist hier ausgeschildert. Falls dieser hier einmal kaputt ist - der eine oder andere Aufzug ist immer mal kaputt, erzählt Bastian Keller - dann ist der Zug eben weg. Zur S-Bahn schaffen es die beiden gerade noch rechtzeitig. Aber wieder ist der Höhen-Unterschied zwischen Bahnsteig und Zug zu groß. Zurück nach oben klappt es dann doch: mit der Stadtbahn.
Jetzt drängt die Zeit. Bastian Kellers Training ist wegen Corona nur in einem begrenzten Zeitfenster möglich.

HINDERNIS BORDSTEIN
Kurz vor dem Ziel müssen sie wieder stoppen. Ein Bordstein ist zu hoch. Bastian Keller sieht nur eine Lösung, nämlich auf der Straße weiter zu fahren. Anders gehe es jetzt nicht.
Reporterin Beate Bastian lässt sich wieder ziehen – mit Folgen. Der Akku von Bastian Kellers Rollstuhl ist leer. Was jetzt?
Am Schluss bleibt nur eins, Beate Bastian steigt aus und schiebt Bastian Keller und beide Rollstühle vor sich her. Mit letzter Kraft erreichen sie das Trainingscenter. Endlich kann es für ihn hier losgehen.

DAS FAZIT: VIELE HÜRDEN STEHEN NOCH
Bastian Keller wünscht sich vor allem eins: Die Barrieren in den Köpfen, die würden immer kleiner. Jetzt müssten aber die baulichen Barrieren nachziehen. Diversität ist Alltag, aber noch längst keine Selbstverständlichkeit.

Autor: Beate Bastian
Bildquelle: Colourbox

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