Eine Verharmlosung der Corona-Pandemie macht Lungenärzte wütend. Denn sie sehen inzwischen auch Folgeschäden bei Menschen, die gar nicht schwer erkrankt waren.
Torsten Blum ist Oberarzt in der Berliner Lungenklinik Heckeshorn im Helios Klinikum Emil von Behring. Seit Ende Juni betreuen Mediziner hier in der Ambulanz zahlreiche Patienten mit anhaltender Luftnot. Der einzige gemeinsame Nenner: Überstandene Covid-Erkrankungen, die nicht schwer verlaufen waren.
Die entscheidende Frage für Blum lautet: Sind das Lungenschäden, die noch abheilen - oder bleiben sie? Wie viele Kollegen warnt auch er vor einer Verharmlosung der Pandemie. «Wir rechnen mit einer zweiten Welle im Herbst.» Und immer noch habe kein Mediziner diese Krankheit wirklich vollständig verstanden.
«Genesen» steht in vielen deutschen Corona-Statistiken in den Fallzahl-Tabellen. Doch heißt das auch wieder fit? Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hat daran ihre Zweifel. Bilder aus dem Computertomographen zeigten, dass viele Patienten mehr oder weniger starke Lungenschäden aufwiesen, heißt es dort.
«Es wird vermutet, dass es Spätfolgen geben kann», erläutert Blum. «Insbesondere im Bereich der Lunge.» Dabei gehe es nicht allein um Covid-Patienten, die über lange Zeit an Beatmungsgeräten lagen. «Da wissen wir, dass es Narben im Bereich der Lunge geben kann.» Wesentliche Fragen beträfen insbesondere die leichteren Fälle. Menschen, die gar nicht ins Krankenhaus mussten. «Möglicherweise kann dieses neue Coronavirus auch bei ihnen länger anhaltende oder gar dauerhafte Folgeschäden in der Lunge auslösen», sagt Blum. Konkret heißt das: Luftnot - vor allem bei Anstrengung.
Patienten in Deutschland, die zunächst nicht schwer an Covid erkrankt schienen, erlitten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenembolien oder Beinvenenthrombosen, berichtet Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Die Zahl der Betroffenen sei zwar gering. Sie liege deutlich unter zehn Prozent der Patienten in der Klinik - und damit etwas unter einem Prozent aller registrierten Infizierten. Es bestehe aber das Risiko, dass es Spätfolgen gebe, urteilt auch Wendtner. «Ein Teil der Patienten wird langfristig Probleme entwickeln. Ich denke schon, dass wir hier sekundär durch Covid-19 auch neue Krankheitsbilder generieren.»
Das Coronavirus könne eben nicht nur die Lunge, sondern letztlich jede Zelle des Körpers befallen, ergänzt Christoph Spinner vom
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. «Unzweifelhaft ist Covid 19 eine Systemerkrankung.»
Drohen Covid-19-Patienten nach überstandener Erkrankung auch Herzprobleme? Diese Vermutung äußern Wissenschaftler der Universität Frankfurt nach einer Studie in der Fachzeitschrift «JAMA Cardiology». Das Team hatte Magnetresonanzaufnahmen der Herzen von insgesamt 100 Patienten ausgewertet, die sich von einer Covid-19-Erkrankung erholten - gut zwei Drittel von ihnen zu Hause, die übrigen im Krankenhaus.
Bei 78 Patienten waren entzündliche Veränderungen des Herzmuskels oder des Herzbeutels erkennbar - oft trotz eines sehr leichten Verlaufs der ursprünglichen Infektion und bei ansonsten gesunden und oft sportlichen Patienten. Was diese Veränderungen langfristig bedeuten, ist allerdings noch unklar. Hierfür planen die Forscher eine Nachverfolgung der Patienten, sagt Ko-Autor Eike Nagel. Die Forscher rechnen damit, dass zumindest bei einigen Patienten ein kleiner Herzschaden verbleibt. Dafür spreche etwa die Erhöhung des Stoffes Troponin - einem Marker für Herzmuskelschäden - bei 71 Prozent der 100 Patienten.
#corona #coronavirus #covid19
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Video 2020 erstellt
Torsten Blum ist Oberarzt in der Berliner Lungenklinik Heckeshorn im Helios Klinikum Emil von Behring. Seit Ende Juni betreuen Mediziner hier in der Ambulanz zahlreiche Patienten mit anhaltender Luftnot. Der einzige gemeinsame Nenner: Überstandene Covid-Erkrankungen, die nicht schwer verlaufen waren.
Die entscheidende Frage für Blum lautet: Sind das Lungenschäden, die noch abheilen - oder bleiben sie? Wie viele Kollegen warnt auch er vor einer Verharmlosung der Pandemie. «Wir rechnen mit einer zweiten Welle im Herbst.» Und immer noch habe kein Mediziner diese Krankheit wirklich vollständig verstanden.
«Genesen» steht in vielen deutschen Corona-Statistiken in den Fallzahl-Tabellen. Doch heißt das auch wieder fit? Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hat daran ihre Zweifel. Bilder aus dem Computertomographen zeigten, dass viele Patienten mehr oder weniger starke Lungenschäden aufwiesen, heißt es dort.
«Es wird vermutet, dass es Spätfolgen geben kann», erläutert Blum. «Insbesondere im Bereich der Lunge.» Dabei gehe es nicht allein um Covid-Patienten, die über lange Zeit an Beatmungsgeräten lagen. «Da wissen wir, dass es Narben im Bereich der Lunge geben kann.» Wesentliche Fragen beträfen insbesondere die leichteren Fälle. Menschen, die gar nicht ins Krankenhaus mussten. «Möglicherweise kann dieses neue Coronavirus auch bei ihnen länger anhaltende oder gar dauerhafte Folgeschäden in der Lunge auslösen», sagt Blum. Konkret heißt das: Luftnot - vor allem bei Anstrengung.
Patienten in Deutschland, die zunächst nicht schwer an Covid erkrankt schienen, erlitten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenembolien oder Beinvenenthrombosen, berichtet Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Die Zahl der Betroffenen sei zwar gering. Sie liege deutlich unter zehn Prozent der Patienten in der Klinik - und damit etwas unter einem Prozent aller registrierten Infizierten. Es bestehe aber das Risiko, dass es Spätfolgen gebe, urteilt auch Wendtner. «Ein Teil der Patienten wird langfristig Probleme entwickeln. Ich denke schon, dass wir hier sekundär durch Covid-19 auch neue Krankheitsbilder generieren.»
Das Coronavirus könne eben nicht nur die Lunge, sondern letztlich jede Zelle des Körpers befallen, ergänzt Christoph Spinner vom
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Drohen Covid-19-Patienten nach überstandener Erkrankung auch Herzprobleme? Diese Vermutung äußern Wissenschaftler der Universität Frankfurt nach einer Studie in der Fachzeitschrift «JAMA Cardiology». Das Team hatte Magnetresonanzaufnahmen der Herzen von insgesamt 100 Patienten ausgewertet, die sich von einer Covid-19-Erkrankung erholten - gut zwei Drittel von ihnen zu Hause, die übrigen im Krankenhaus.
Bei 78 Patienten waren entzündliche Veränderungen des Herzmuskels oder des Herzbeutels erkennbar - oft trotz eines sehr leichten Verlaufs der ursprünglichen Infektion und bei ansonsten gesunden und oft sportlichen Patienten. Was diese Veränderungen langfristig bedeuten, ist allerdings noch unklar. Hierfür planen die Forscher eine Nachverfolgung der Patienten, sagt Ko-Autor Eike Nagel. Die Forscher rechnen damit, dass zumindest bei einigen Patienten ein kleiner Herzschaden verbleibt. Dafür spreche etwa die Erhöhung des Stoffes Troponin - einem Marker für Herzmuskelschäden - bei 71 Prozent der 100 Patienten.
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