Die Behörden sprechen von "Kriegsmechanismus" - und entsprechend sieht es am Sonntag rings um den Frischmarkt Xinfadi im Süden Pekings aus: Hunderte Polizisten und Paramilitärs sind in den Straßen des Stadtviertels Fengtai unterwegs. Der Zugang zu dem riesigen Markt, der als Ausgangspunkt dutzender neuer Corona-Infektionsfälle in der Hauptstadt gilt, ist abgeriegelt und wird streng kontrolliert. Auf den Straßen der angrenzenden Wohnviertel ist kaum jemand unterwegs, weil die Behörden eine drastische Ausgangssperre verhängt haben.
Normalerweise läuft über den Xinfadi-Markt ein Großteil der Versorgung der chinesischen Hauptstadt mit frischem Fleisch, Fisch und Gemüse. Nun aber wird er zum Symbol für die Angst vor einer zweiten Infektionswelle: Am vergangenen Donnerstag war in Peking erstmals seit zwei Monaten wieder ein Corona-Infektionsfall festgestellt worden. Bei dem Infizierten handelte es sich um einen Besucher des Marktes, der in letzter Zeit nicht gereist war.
Innerhalb weniger Tage verbreitete sich das Virus, auch in Regionen außerhalb Pekings wurde es getragen: Am Sonntag mussten die Behörden die landesweit höchste Zahl an Neuinfektionen seit zwei Monaten vermelden. Von den landesweit 57 neuen Fällen traten 36 in Peking auf, diese ließen sich alle zum Xinfadi-Markt zurückverfolgen.
Im Kampf gegen die neue Ausbreitung des Virus setzen die chinesischen Behörden auf drastische Ausgangssperren: Rings um den Markt wurden mehrere Wohngebiete abgeriegelt. Entsprechend menschenleer sind am Sonntag die meisten Straßen. Einsam lehnt eine Leiter an der Umgrenzungsmauer zu einem der abgeriegelten Wohnkomplexe. Nur selten kommt jemand vorbei und versorgt schnell über die Leiter in dem Komplex festsitzende Angehörige und Freunde mit Lebensmitteln.
Auch ein kleines Geschäft in der Nähe hat noch offen, durch Gitterstäbe werden Zigaretten und Lebensmittel gereicht. Einer der Kunden, Chen, berichtet, er müsse seine Angehörigen versorgen. Sobald er das erledigt habe, werde er auch nach Hause gehen. "Und dann komme ich erst einmal nicht mehr raus."
So wie Wohngebiete abgeriegelt wurden, so sollen Büros und Geschäfte im südlichen Stadtteil Fengtai vorerst geschlossen bleiben. Auch Schulen und Kindergärten sollen am Montag nicht wieder öffnen. Massentests wurden angeordnet. Beamte des Bezirks Fengtai erklärten, der Bezirk habe einen "Kriegsmechanismus" und eine "Feldkommandozentrale" eingerichtet.
Immer noch geöffnet ist am Sonntag allerdings ein Gemüsemarkt gleich neben Xinfadi, Lastwagen fahren ein und aus. "Angst? Nein, nicht wirklich", sagt einer der Fahrer, der seine Atemschutzmaske unter das Kinn gezogen hat. "Aber es ist auch egal, weil ich sowieso keine Wahl habe", fügt Zhang hinzu. "Ich gehöre zur untersten Schicht. Also muss ich arbeiten, um zu überleben."
Auf den Märkten im Zentrum Pekings dagegen scheint die Angst schon angekommen zu sein: Es gebe viel weniger Kunden, sagt ein Verkäufer. "Die Menschen haben Angst. Die Fleischstände mussten schließen", berichtet Sun, der wie alle anderen nur einen Teil seines Namens nennen will. "Dieses Virus ist wirklich furchteinflößend."
Marktkunde Song dagegen hofft auf die Schutzwirkung seiner Maske. "So lange Du eine Maske trägst, sollte es ok sein", sagt der 32-Jährige und verweist wie Lastwagenfahrer Zhang darauf, dass er letztlich ja keine Wahl habe: "Man braucht was zu essen, nicht wahr?"
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Video 2020 erstellt
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Innerhalb weniger Tage verbreitete sich das Virus, auch in Regionen außerhalb Pekings wurde es getragen: Am Sonntag mussten die Behörden die landesweit höchste Zahl an Neuinfektionen seit zwei Monaten vermelden. Von den landesweit 57 neuen Fällen traten 36 in Peking auf, diese ließen sich alle zum Xinfadi-Markt zurückverfolgen.
Im Kampf gegen die neue Ausbreitung des Virus setzen die chinesischen Behörden auf drastische Ausgangssperren: Rings um den Markt wurden mehrere Wohngebiete abgeriegelt. Entsprechend menschenleer sind am Sonntag die meisten Straßen. Einsam lehnt eine Leiter an der Umgrenzungsmauer zu einem der abgeriegelten Wohnkomplexe. Nur selten kommt jemand vorbei und versorgt schnell über die Leiter in dem Komplex festsitzende Angehörige und Freunde mit Lebensmitteln.
Auch ein kleines Geschäft in der Nähe hat noch offen, durch Gitterstäbe werden Zigaretten und Lebensmittel gereicht. Einer der Kunden, Chen, berichtet, er müsse seine Angehörigen versorgen. Sobald er das erledigt habe, werde er auch nach Hause gehen. "Und dann komme ich erst einmal nicht mehr raus."
So wie Wohngebiete abgeriegelt wurden, so sollen Büros und Geschäfte im südlichen Stadtteil Fengtai vorerst geschlossen bleiben. Auch Schulen und Kindergärten sollen am Montag nicht wieder öffnen. Massentests wurden angeordnet. Beamte des Bezirks Fengtai erklärten, der Bezirk habe einen "Kriegsmechanismus" und eine "Feldkommandozentrale" eingerichtet.
Immer noch geöffnet ist am Sonntag allerdings ein Gemüsemarkt gleich neben Xinfadi, Lastwagen fahren ein und aus. "Angst? Nein, nicht wirklich", sagt einer der Fahrer, der seine Atemschutzmaske unter das Kinn gezogen hat. "Aber es ist auch egal, weil ich sowieso keine Wahl habe", fügt Zhang hinzu. "Ich gehöre zur untersten Schicht. Also muss ich arbeiten, um zu überleben."
Auf den Märkten im Zentrum Pekings dagegen scheint die Angst schon angekommen zu sein: Es gebe viel weniger Kunden, sagt ein Verkäufer. "Die Menschen haben Angst. Die Fleischstände mussten schließen", berichtet Sun, der wie alle anderen nur einen Teil seines Namens nennen will. "Dieses Virus ist wirklich furchteinflößend."
Marktkunde Song dagegen hofft auf die Schutzwirkung seiner Maske. "So lange Du eine Maske trägst, sollte es ok sein", sagt der 32-Jährige und verweist wie Lastwagenfahrer Zhang darauf, dass er letztlich ja keine Wahl habe: "Man braucht was zu essen, nicht wahr?"
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