日本におけるコロナ対策(mit Übersetzung ins Deutsche: Corona-Maßnahmen in Japan): Prof. Saito (28.11.2020)

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1. Teil der Reihe „Neue Normalität“
"Die psychischen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen in Japan und Deutschland"
Vortrag von Herr Prof. SAITÔ Tamaki

日本語のみ(通訳なし)バージョンはこちら:https://www.youtube.com/watch?v=XX_2JGcqJSg

Professor Saitô vermittelt einen Überblick über die Corona-Maßnahmen in Japan und stellt fest, dass die zuvor schon vorhandene Minderheit von Menschen, die sich selbst sozial isolierten („Hikikomori“), jetzt Teil einer Mehrheitsgesellschaft werden, die durch die bestehenden Einschränkungen in eine vergleichbare Situation geraten ist. Im Unterschied zu Deutschland gab es in Japan wenig verbindliche Regeln und es wurde erfolgreich an die Bevölkerung appelliert, Präsenz in den sozialen Kontakten zu meiden und die Hygienebestimmungen zu beachten. Dies führte teils zu einer Überreaktion in Teilen der Bevölkerung, bei denen die Krankheit mit moralischen Vorstellungen vermischt wurde und unachtsame Mitmenschen übertrieben gemaßregelt wurden, ein Phänomen, das der Referent als „Corona-Puritanismus“ bezeichnet. Als Psychiater ist Professor Saitô mit den Problemen vertraut, die die Pandemie hervorgebracht hat, wie z.B. eine steigende Zahl von Corona- Depressiven und Suizid-Gefährdeten. Als besonders stark belastete Gruppe erkennt er Frauen, denen in der Doppelbelastung von Beruf und Familien der Ausgleich und persönliche Austausch mit Freunden fehlt. Probleme ergeben sich auch in der Arbeitswelt und im Bildungswesen, das weithin auf digitales Lernen umgestellt werden musste. Ebenfalls anders als in Deutschland stößt die Regierung bei ihren Entscheidungen zur Krise auf keinen breiten gesellschaftlichen Konsens, sondern vielmehr auf ein wachsendes Misstrauen. Dennoch zeigte sich der Aufruf zu freiwilligem Verzicht und zu Vorsichtsmaßnahmen als sehr wirksam, da in der Bevölkerung ein hohes Maß gegenseitiger sozialer Kontrolle besteht und beispielsweise die präventive Verwendung von Gesichtsmasken schon zuvor weit verbreitet war. Bis Juli 2020 beriet ein Expertengremium die Regierung zu den Folgen der Pandemie und seitdem wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich vor allem auch mit den ökonomischen Folgen und mit Hilfen für besonders betroffene Branchen befasst.

Ganz grundlegend verweist Professor Saitô auf das historisch belegbare Phänomen, dass große Pandemien eine Neuausrichtung zuvor gültiger ethischer Grundsätze bewirken können. Andererseits verbleiben sie nicht immer lange im kollektiven Gedächtnis, was sich am Beispiel der Spanischen Grippe im Zeitraum 1918 bis 1921 zeigt. Da nicht absehbar ist, wie lange die Gefahr durch Corona bestehen bleibt und ob künftig weitere Pandemien auftreten werden, empfiehlt er, einen Verhaltenskodex für solche Situationen zu erarbeiten, eine bessere Risikokommunikation und überzeugende Formen der Vermittlung notwendiger Maßnahmen anzustreben und z.B. durch einen Gedenktag die Erinnerung an vergangene Katastrophen dieser Art zu erhalten.
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