Wilde Verschwörungsgerüchte - gefährliche Konsequenzen

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Sozialpsychologin Pia Lamberty im Gespräch mit Georg Habs

„Die wollen das Bargeld abschaffen“; „… Ermächtigungsgesetze durchsetzen“; „… uns allen einen Chip einsetzen“ – was für die meisten absurd klingt, ist für einige Menschen stabiler Teil ihrer gefühlten Realität. Doch diese persönliche Wahrnehmung ist nicht nur irgendwie schräg. Sie hat politische Dimension. In einer Verschwörungswahrnehmung erstickt die Bereitschaft, Andersdenke zu Wort kommen zulassen. Und sie fördert bei den „Erweckten“ die Bereitschaft, auszuschalten, was bedrohlich erscheint.

Rund ein Viertel der Menschen in Deutschland glaubt an Verschwörungsgerüchte bezüglich Corona. Das ist keine Mehrheit. Aber wenn sich auch nur ein Teil dieser Corona-Leugner die „Freiheit“ herausnimmt, die Vorsorgebemühungen zu unterlaufen, wird das schwerwiegende Folgen für uns alle haben. Etwa 17 Prozent der Menschen in Deutschland sind sogar überzeugt, es handele sich bei Corona um eine Biowaffe bzw. um einen Versuch, die Menschheit zu reduzieren. Diese Menschen gehen davon aus, sich vor einer Gefahr schützen zu müssen. Das mit dieser Überzeugung einhergehende erhöhte Aggressionspotenzial und der direkte Link zur Gewalttätigkeit ließ sich über Studien nachweisen. So waren auf entsprechende Fragen etwa Anhänger von 5G-Verschwörungserzählungen bereit zu sagen, sie würden bis zum Äußersten gehen, sie würden Gewalt nutzen.

Kommt es im Gefolge der Corona-Krise zu Arbeitsplatzverlusten und Firmenpleiten, droht die Gefahr, dass nicht nach Auswegen und Hilfen gesucht, sondern „abgerechnet“ wird. Hiermit muss die Politik, aber auch die Gesellschaft umgehen. Die Sozialpsychologin Pia Lamberty sagt, sie beobachtet mit Sorge, was sich gerade in diesen Szenen „zusammenbraut“. Moment mal! Wiesbaden hat mit ihr gesprochen.

Wie umgehen mit dem unreflektierten Vorwurf „Die da oben machen doch was sie wollen“, der so schnell von rechts instrumentalisiert wird? Warum verfängt das unselige Geraune über einen drohenden Untergang, über fremde Mächte, die unerkannt die Strippen ziehen, und den großen Bevölkerungsaustausch heute noch? Wie kritisch bleiben, ohne menschenverachtenden Verschwörungsgerüchten ein Einfallstor zu bieten? Und wie umgehen mit Freunden, die – vielleicht aufgrund fehlender politischer Erfolgserlebnisse – immer mehr zu autoritären Lösungen tendieren? Aber vor allem: Wie lässt sich verhindern, dass soziale und wirtschaftliche Krisen einer aggressiven Wissenschafts- und Menschenfeindlichkeit Aufrieb geben? Und was lässt sich aus solchen Krisen lernen – in Bezug auf einen lange verschleppten Strukturwandel oder auch darauf, dass es bei einem neuartigen Virus keine bewährten Strategien der Gefahrenabwehr geben kann, sondern man auch durch trial and error zur angemessenen Schadensbegrenzung gelangen muss?

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