Knochenjob Spargelstechen: Acker statt Uni | Die Story | Kontrovers | BR24

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Spargel - lokal und lecker, und am liebsten zu einem günstigen Preis - das wollen die Konsumenten. Für die Landwirte stehen bei der aufwändigen Spargelernte Qualität und Kosten im Vordergrund. Für die Knochenarbeit suchen sie über Internetplattformen wie "Das Land hilft" nach zusätzlichen Arbeitskräften. Zum Beispiel Johanna - sie ist Studentin, der die Nebenjobs durch Corona weggebrochen sind. Wir begleiten sie an ihren ersten Tagen auf dem Spargelfeld. Schnell und genau muss sie sein - wird sie es schaffen? Doch ohne die ausländischen Saisonarbeitskräfte könnten die Spargelbauern nie die riesige Nachfrage an Spargel bedienen. Die Arbeiter dürfen, anders als im vergangenen Jahr, ungehindert einreisen, doch die Höfe müssen strenge Corona-Regeln und Testkonzepte aufstellen. Das kostet Zeit und Geld - und nicht auf allen Höfen scheint es fair zuzugehen, wie Marian aus Rumänien erfahren musste. Er kämpft vor Gericht für einen gerechten Lohn. Wird er mehr als fünf Euro Stundenlohn erhalten?

Autor: Johannes Lenz

"Die Story" - unser wöchentliches Doku- und Reportageformat aus der Kontrovers-Redaktion des Bayerischen Rundfunks. Jeden Mittwoch um 16 Uhr auf diesem Kanal.

Der kalte April macht den Spargelbauern zu schaffen, denn dadurch wächst der Spargel langsamer. Und auch das zweite Pandemiejahr erschwert die Ernte: Die Landwirtschaft ist auf ausländische Saisonarbeitskräfte angewiesen. Doch die Unsicherheit ist groß: Obwohl Saisonarbeitskräfte in diesem Jahr ungehindert einreisen dürfen, kommen bei Weitem nicht alle. Darum hat sich der Landwirt Florian Kreiselmeyer bereits im vergangenen Jahr bei der Plattform "Das Land hilft" angemeldet, eine Anzeige inseriert und nach Erntehelfern gesucht. Zuerst war er aber skeptisch.

Die Jobplattform ist 2020 in der Corona-Krise entstanden und soll dabei helfen, die Ernte der Landwirte zu sichern, indem potentielle Erntehelfer mit Landwirten vernetzt werden. Für die Studentin Johanna Ostermair eine unerwartete Chance: Ihr ist in der Corona-Krise der Nebenjob in der Gastronomie weggebrochen. Als Studentin brauche sie Geld, Arbeit in Restaurants oder Bars gibt es derzeit jedoch nicht. Also tauscht die Studentin den Hörsaal gegen den Acker. Sie will einige Tage auf dem Hof der Familie Kreiselmeyer arbeiten und sie bei der Spargelernte unterstützen.

Kontrovers begleitet sie bei dem Projekt. Für die Arbeit auf dem Feld gelten auch in diesem Jahr strenge Regeln für Landwirte wie Familie Kreiselmeyer und Erntehelfer wie Johanna Ostermair. Ohne negativen Corona-Test darf Johanna nicht auf den Bauernhof. Außerdem wohnen Johanna und die anderen Erntehelfer in Einzelzimmern auf dem Hof.

Ausgestattet mit einem Spargelmesser startet die Studentin motiviert zu ihrem ersten Einsatz auf dem Feld. Eingearbeitet wird sie von erfahrenen Erntehelfern. Auch nach stundenlanger Arbeit ist die Ausbeute an diesem Tag mager. Der Grund: Zwar speichert die Erde unter der Folie Wärme besser, doch die Sonne fehlte in den vergangenen Wochen. Der wechselhafte und kalte April ist ein großes Problem für die Landwirte, denn der Spargel wächst dadurch sehr langsam, der Ertrag fällt geringer aus. Dennoch erhalten die Erntehelfer den Mindestlohn. "Das ist zwar jetzt nicht wirtschaftlich, aber wir sind froh um jede Stange," erzählt Landwirt Florian Kreiselmeyer. Denn die Nachfrage nach frischem Spargel ist bereits hoch.

Dazu kommen Corona bedingt weitere finanzielle Belastungen, erzählt Landwirt Florian Kreiselmeyer. Denn Corona schlägt sich nicht nur bei der Arbeit auf dem Hof nieder. Auch die Kosten für Maschinenwartungen sind durch die Pandemie gestiegen. Eine wirtschaftlich schwierige Angelegenheit für die Landwirte. "Wenn wir die Kosten überall aufgebrummt bekommen, dann müssen das auch ein stückweit weitergeben. Das muss nicht eins zu eins sein, aber irgendwo muss das wieder reinkommen. Im Endeffekt muss der Spargel etwas teurer werden. Das ist einfach so." so Kreiselmeyer.

Nicht überall sind Saisonarbeiterinnen und -arbeiter gut aufgehoben. Im Gewerkschaftshaus in Nürnberg suchen Erntehelfer regelmäßig Hilfe bei der Initiative "Faire Mobilität". Bei diesen Arbeitern wurden dann häufig auf einmal weniger Stunden vergütet als tatsächlich gearbeitet wurden. Die Gewerkschaft sieht vor allem ein Problem im Abhängigkeitsverhältnis. Erntehelfer hätten eine sehr schwache Position auf dem Arbeitsmarkt. "Diese abhängige Beziehung zum Arbeitgeber führt dazu, dass die Arbeitnehmer auch die Ausbeutung in Kauf nehmen", bedauert Marius Hanganu vom Team "Faire Mobilität". Den Weg vor das Arbeitsgericht scheuen jedoch viele Erntehelfer.

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