Freitag der 13. - Ein leeres Haus

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#AlarmstufeRot für die Kulturbranche
#365Tage ohne Perspektive

Sehr geehrte Frau Kultusministerin Eisenmann, sehr geehrte Frau Staatssekretärin Olschowski, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Nopper,
die Lage der Kultur- und Veranstaltungsbranche verschwindet zusehends aus den Medien und damit verschwindet sie auch aus der Wahrnehmung von Öffentlichkeit und Politik. Ist die Kultur schon als unvermeidliches Opfer, als sogenannter „Kollateralschaden“ des Corona-Krisenmanagements eingeplant?
Bei einer Aufzählung der krisengeschüttelten Branchen finden wir uns gar nicht mehr wieder. Warum ist das so? Sind wir schon zu lange weg um noch erinnert zu werden?
Es scheint fast so, als hätte man die Kultur- und Veranstaltungsbranche schon als unrettbar abgeschrieben. Wir aber haben das noch nicht! Hinter jedem, der vielfältiges kulturelles Leben in unserem Land ermöglicht, steht ein Mensch mit einer Geschichte, einer Karriere, einer Familie.
Zur Erinnerung am Beispiel der beiden Stage Entertainment Theater in Stuttgart-Möhringen:
Der letzte Vorhang fiel bei uns am 12.3.2020 und seit dem 13.3.2020 steht der Betrieb still.
Selbst während der Entspannung der Lage im Sommer konnten die Theater nicht wieder geöffnet werden, und es war generell schwierig bis unmöglich, in unserem Beruf wirtschaftlich zu arbeiten. Faktisch unterliegen wir also schon seit knapp einem Jahr einem Berufsverbot.
Wir als Mitarbeiter der Stage Entertainment profitieren zwar vom staatlichen Kurzarbeitergeld, die Theater selbst fielen aber bisher durch das Raster jeglicher weiterer staatlicher Hilfen.
Die Hürden für die freiberuflichen Musiker, Schauspieler und Sänger, eine der Corona-Hilfen in Anspruch nehmen zu können, sind enorm hoch. Viele Anträge werden abgelehnt und auch hier findet kaum mehr eine öffentliche Wahrnehmung statt.
Nach dem Motto „first out - last in“ werden wir erst viel später nach allen anderen Branchen wieder voll arbeiten dürfen, haben aber bereits einen großen Beitrag für die Bewältigung dieser Krise geleistet und große Opfer erbracht. Noch sehr lange werden wir uns mit bereits jetzt fast irreparablen Schäden in der Kulturlandschaft auseinandersetzen müssen. Um dies bewältigen zu können brauchen wir die Hilfe der Politik und der Menschen im Land. Kultur und ihre Macher zu ignorieren ist unverantwortlich und gefährlich für tausende von Arbeitsplätzen in der Region und nicht zuletzt für den sozialen Frieden.
Unverständlich ist auch, warum die wirtschaftliche Bedeutung dieser Branche immer wieder unterschätzt wird, die bei einem europaweiten Umsatz von beinahe 650 Mrd. Euro im Jahre 2019 größer ist als die der Pharma-, Automobil-, oder Hightech Industrie.
Warum wird uns als so großer Wirtschaftsfaktor eine größere Aufmerksamkeit verwehrt?
An der Durchführung unserer Shows sind 300 Mitarbeiter beteiligt. Zahlreiche Gewerke und Abteilungen müssen perfekt harmonieren, um ein Gelingen der Aufführungen zu ermöglichen. Es geht hier aber nicht nur um diese 300 Arbeitsplätze, sondern auch um den negativen Effekt, den die Schließung der beiden Stage Entertainment Theater für Stuttgart und das Umland nach sich ziehen würde. Gastronomie, Dienstleistungs- und Hotelgewerbe in und um das SI Centrum sowie die Tourismusangebote der Region Stuttgart wären betroffen. Nicht zuletzt die zahlreichen Vermieter in Möhringen und Umgebung, die unseren Darstellern Unterkunft bieten.
Seit 1994 sind wir fester Bestandteil des Stuttgarter Kulturangebots und lockten bis heute schon mehrere Millionen Besucher in unsere Stadt.
Wir möchten nicht, dass unser Berufsstand benachteiligt wird und fordern ein ernsthaftes Interesse am Überleben unserer Branche und eine faire Chance, sobald die Infektionszahlen es zulassen, schnell wieder mit dem wirtschaftlichen Spielbetrieb beginnen zu können. Die hochkomplexen Hygienekonzepte sind hervorragend ausgearbeitet und, wie sich in einigen Studien gezeigt hat, gelten und galten Kulturbetriebe und Veranstaltungsorte nicht als Pandemietreiber.
Kultur ist ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor für Stuttgart und die Region und darüber hinaus von essentieller Bedeutung für unser soziales Zusammenleben.
Daher sollte so schnell wie möglich ein Weg gefunden werden, die Wiederaufnahme des Spielbetriebes unserer Theater, sowie die der anderen Bühnen und Veranstaltungsorte in und um Stuttgart zu ermöglichen.
Rücken Sie die Kultur und die Kulturschaffenden wieder ins Bewusstsein der Politik und der Menschen! Kultur ist wichtig - nicht nur als Wirtschaftsfaktor! Kultur hat, gerade in und nach Krisenzeiten, eine heilende Wirkung auf unsere Gesellschaft und unser soziales Gefüge.
Kultur braucht Kulturschaffende, die davon leben können.
Boris Ritter (Musikalischer Leiter des Palladium Theaters)
Alex Uhl (Mitglied in den Orchestern des Stage Apollo und des Stage Palladium Theaters)
und Die Mitarbeiter des Stage Apollo und des Stage Palladium Theaters in Stuttgart
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