Dividendenerhöhung trotz Kurzarbeitergeldes
Stand: 31.03.2021 17:39 Uhr
Dividende aus Steuergelder? Der scheidende Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wies die Vorwürfe von staatlich bezuschusster Dividende zurück. "Die Unterstellung, dass die Dividende ausbezahlt würde aus Steuergeldern, die wir als Subventionen in der Krise erhalten haben, ist schlicht und einfach falsch", sagte er. Beim Kurzarbeitergeld handle es sich um eine Versicherungsleistung aus der Arbeitslosenkasse.Daimler-Chef Källenius verwies zudem darauf, dass der Autobauer für die Leistungen aus der Arbeitslosenkasse schließlich auch viele Jahre lang viel Geld in die Sozialversicherung eingezahlt habe.
Auf der heutigen Hauptversammlung hat Daimler eine kräftige Dividendenerhöhung beschlossen - zum Ärger mehrerer Organisationen. Denn der Autobauer profitierte 2020 massiv vom Kurzarbeitergeld.Ola Källenius hat es selbst vorgerechnet: Das Kurzarbeitergeld brachte Daimler im vergangenen Jahr Einsparungen in Höhe von 700 Millionen Euro. Trotzdem hat der Konzernchef auf der heutigen digitalen Hauptversammlung in Stuttgart eine Dividendenerhöhung beschließen lassen: 1,35 Euro erhalten die Aktionäre pro Anteilsschein - das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt werden so 1,4 Milliarden Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet
"Moralisch verwerflich"Vor allem Nichtregierungsorganisationen kritisieren den Stuttgarter Autohersteller dafür scharf: Daimler zeige sich "ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung", befand etwa der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.Die Interessenvertretung Bürgerbewegung Finanzwende bezeichnete das Vorgehen gar als "moralisch verwerflich". Im Ergebnis würden so Steuergelder, die Beschäftigung sichern und Pleiten verhindern sollten, als Gewinnausschüttungen an Aktionäre weitergeleitet. Teils kam es zu Protestaktionen. In Berlin umwickelten Demonstranten einen Mercedes mit einem Absperrband und hielten Plakate hoch, auf denen sie "Keine Staatshilfen an Aktionäre" sowie "Lockdown für Dividenden" forderten.
Widerspruch kam aus der Politik. Coronabedingte Kurzarbeit sei angesichts des Finanzbedarfs längst keine Versicherungsleistung mehr, meinte der Linken-Finanzpolitiker Fabio De Masi. Das Kurzarbeitergeld werde mittlerweile auch in erheblichem Maße durch Steuergelder bezuschusst.Ausschüttung "wichtig für die Anteilseigner"Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm äußerte Verständnis für die Diskussionen, verteidigte aber die Dividendenpolitik des schwäbischen Autobauers. Für die Aktionäre als Eigentümer des Unternehmens sei eine Dividende wichtig. Zu den Anteilseignern gehörten auch institutionelle Pensionsfonds, die für die Alterssicherung vieler Menschen zuständig seien. "Rentner und Pensionäre sind auf die Liquiditätszuflüsse durch Dividenden und Ausschüttungen angewiesen", erklärte Wilhelm.Zudem sei es gängige Politik bei Daimler, rund 40 Prozent des jährlichen Nettogewinns an die Aktionäre auszuschütten. Die Dividendenerhöhung um 50 Prozent geht tatsächlich mit einer ähnlich hohen Wachstumsrate des Daimler-Gewinns im Coronajahr einher: Die Stuttgarter verdienten 2020 unter dem Strich mit vier Milliarden Euro 48 Prozent mehr als im Vorjahr.Mit dieser deutlichen Dividenden-Anhebung steht Daimler ohnehin nicht alleine da: Auch andere DAX-Konzerne wie der Sportartikelhersteller Adidas oder die beiden Autokonzerne BMW und VW planen, Dividenden zu zahlen, obwohl sie im vergangenen Jahr Geld der Steuerzahler angenommen haben.Zuversichtlicher Ausblick trotz ChipkriseTrotz des Engpasses bei der Versorgung mit Computerchips blickt Daimler zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr: Absatz, Umsatz und operatives Ergebnis sollten deutlich über den entsprechenden Vorjahresniveaus liegen. Eine hohe Nachfrage in China und eine strikte Kostenkontrolle sind dabei maßgebliche Treiber.Der Start ins neue Jahr verlief offenbar gut: "Im ersten Quartal 2021 setzt sich der positive Trend der vorherigen Quartale fort", teilte der Autobauer kurz vor Beginn der virtuellen Hauptversammlung mit.Daimler-Boss Källenius kündigte außerdem an, die Elektrifizierung des Produktportfolios zu beschleunigen. Das vor knapp zwei Jahren angekündigte Ziel einer CO2-neutralen Pkw-Neuwagenflotte bis 2039 solle früher erreicht werden.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/daimler-dividende-kurzarbeitergeld-hauptversammlung-101.html
Stand: 31.03.2021 17:39 Uhr
Dividende aus Steuergelder? Der scheidende Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wies die Vorwürfe von staatlich bezuschusster Dividende zurück. "Die Unterstellung, dass die Dividende ausbezahlt würde aus Steuergeldern, die wir als Subventionen in der Krise erhalten haben, ist schlicht und einfach falsch", sagte er. Beim Kurzarbeitergeld handle es sich um eine Versicherungsleistung aus der Arbeitslosenkasse.Daimler-Chef Källenius verwies zudem darauf, dass der Autobauer für die Leistungen aus der Arbeitslosenkasse schließlich auch viele Jahre lang viel Geld in die Sozialversicherung eingezahlt habe.
Auf der heutigen Hauptversammlung hat Daimler eine kräftige Dividendenerhöhung beschlossen - zum Ärger mehrerer Organisationen. Denn der Autobauer profitierte 2020 massiv vom Kurzarbeitergeld.Ola Källenius hat es selbst vorgerechnet: Das Kurzarbeitergeld brachte Daimler im vergangenen Jahr Einsparungen in Höhe von 700 Millionen Euro. Trotzdem hat der Konzernchef auf der heutigen digitalen Hauptversammlung in Stuttgart eine Dividendenerhöhung beschließen lassen: 1,35 Euro erhalten die Aktionäre pro Anteilsschein - das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt werden so 1,4 Milliarden Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet
"Moralisch verwerflich"Vor allem Nichtregierungsorganisationen kritisieren den Stuttgarter Autohersteller dafür scharf: Daimler zeige sich "ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung", befand etwa der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.Die Interessenvertretung Bürgerbewegung Finanzwende bezeichnete das Vorgehen gar als "moralisch verwerflich". Im Ergebnis würden so Steuergelder, die Beschäftigung sichern und Pleiten verhindern sollten, als Gewinnausschüttungen an Aktionäre weitergeleitet. Teils kam es zu Protestaktionen. In Berlin umwickelten Demonstranten einen Mercedes mit einem Absperrband und hielten Plakate hoch, auf denen sie "Keine Staatshilfen an Aktionäre" sowie "Lockdown für Dividenden" forderten.
Widerspruch kam aus der Politik. Coronabedingte Kurzarbeit sei angesichts des Finanzbedarfs längst keine Versicherungsleistung mehr, meinte der Linken-Finanzpolitiker Fabio De Masi. Das Kurzarbeitergeld werde mittlerweile auch in erheblichem Maße durch Steuergelder bezuschusst.Ausschüttung "wichtig für die Anteilseigner"Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm äußerte Verständnis für die Diskussionen, verteidigte aber die Dividendenpolitik des schwäbischen Autobauers. Für die Aktionäre als Eigentümer des Unternehmens sei eine Dividende wichtig. Zu den Anteilseignern gehörten auch institutionelle Pensionsfonds, die für die Alterssicherung vieler Menschen zuständig seien. "Rentner und Pensionäre sind auf die Liquiditätszuflüsse durch Dividenden und Ausschüttungen angewiesen", erklärte Wilhelm.Zudem sei es gängige Politik bei Daimler, rund 40 Prozent des jährlichen Nettogewinns an die Aktionäre auszuschütten. Die Dividendenerhöhung um 50 Prozent geht tatsächlich mit einer ähnlich hohen Wachstumsrate des Daimler-Gewinns im Coronajahr einher: Die Stuttgarter verdienten 2020 unter dem Strich mit vier Milliarden Euro 48 Prozent mehr als im Vorjahr.Mit dieser deutlichen Dividenden-Anhebung steht Daimler ohnehin nicht alleine da: Auch andere DAX-Konzerne wie der Sportartikelhersteller Adidas oder die beiden Autokonzerne BMW und VW planen, Dividenden zu zahlen, obwohl sie im vergangenen Jahr Geld der Steuerzahler angenommen haben.Zuversichtlicher Ausblick trotz ChipkriseTrotz des Engpasses bei der Versorgung mit Computerchips blickt Daimler zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr: Absatz, Umsatz und operatives Ergebnis sollten deutlich über den entsprechenden Vorjahresniveaus liegen. Eine hohe Nachfrage in China und eine strikte Kostenkontrolle sind dabei maßgebliche Treiber.Der Start ins neue Jahr verlief offenbar gut: "Im ersten Quartal 2021 setzt sich der positive Trend der vorherigen Quartale fort", teilte der Autobauer kurz vor Beginn der virtuellen Hauptversammlung mit.Daimler-Boss Källenius kündigte außerdem an, die Elektrifizierung des Produktportfolios zu beschleunigen. Das vor knapp zwei Jahren angekündigte Ziel einer CO2-neutralen Pkw-Neuwagenflotte bis 2039 solle früher erreicht werden.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/daimler-dividende-kurzarbeitergeld-hauptversammlung-101.html
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