Anne Applebaum: Twilight of Democracy - The Seductive Lure of Authoritarianism

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Lesung und Gespräch mit der Starautorin und Historikerin Anne Applebaum, Legatum-Institut & The Atlantic, Warschau & Washington, D.C. | Im Rahmen der Reihe "Transatlantic Tuesday"

Silvester 1999: Anne Applebaums engster Freundeskreis, die politische Elite der gemäßigten konservativen Kräfte aus ganz Europa, kommt in Warschau zusammen, um gemeinsam das neue Jahrtausend zu begrüßen. Der kapitalistische Westen hat gesiegt, der Kommunismus ist untergegangen, Applebaum und ihre Partygäste sehen der Zukunft euphorisch entgegen. Zwanzig Jahre später ist der exklusive Freundeskreis heillos zerstritten – und diese ehemals liberalen Mitte-Rechts-Politiker greifen mit Hilfe autoritärer, antidemokratischer Seilschaften überall auf dem Kontinent radikal nach der Macht. Anne Applebaum muss sich fragen: Was ist da bloß geschehen?

Die mit dem Pulitzer-Preis prämierte Historikerin, Journalistin und Expertin für Geopolitik, Anne Applebaum, untersucht die Herausforderungen und Chancen des weltweiten politischen und wirtschaftlichen Wandels durch das Prisma der Weltgeschichte und der zeitgenössischen politischen Landschaften. Die derzeitige existentielle Erschütterung der liberalen Demokratie überall auf der Welt wird gerne mit der Schwäche der westlichen Werteordnung erklärt: Applebaum geht dem Phänomen jedoch auf gänzlich andere Weise auf den Grund. Sie fragt in ihrem neuen Buch Die Verlockung des Autoritären (erschienen im Siedler Verlag): Warum ist antidemokratische Herrschaft überhaupt so populär geworden? Was macht für viele Menschen die Rückkehr zu autoritären Regierungsformen so wünschenswert und attraktiv? Was treibt die begeisterten Wähler*innen, Unterstützer*innen und Steigbügelhalter*innen der Anti-Demokraten an? An Beispielen – von Boris Johnsons Brexit-Populismus über die spanischen Nationalisten bis zur Corona-Diktatur in Ungarn – und aus schmerzhafter persönlicher Erfahrung zeigt sie, welche Bedeutung dabei Verschwörungstheorien, Nostalgie und Soziale Medien haben, welche materiellen Interessen ins Spiel kommen und wie Hass auf die Eliten und kitschige Aufstiegsverheißungen die Fantasie der vermeintlich Unterprivilegierten befeuern. Ein fulminanter Streifzug durch einen Westen, der sich auf erschreckende Art und Weise nach harter Hand und starkem Staat (zurück-)sehnt! Anne Applebaum, geboren 1964 in Washington, D. C., begann ihre Karriere 1988 als Korrespondentin des Economist in Warschau, von wo aus sie über den Zusammenbruch des Kommunismus berichtete. Heute ist sie Direktorin des Legatum-Instituts in London und schreibt als Redakteurin u.a. für The Atlantic. Gleich Applebaums erstes Buch Between East And West (1995) wurde mit dem Adolph Bentinck Prize for European Nonfiction ausgezeichnet, für ihr zweites Buch Gulag: A History (2003) erhielt sie den Duff Cooper Prize sowie den Pulitzer-Preis. Applebaum ist mit dem früheren polnischen Außenminister und heutigen Europa-Abgeordneten Radek Sikorski verheiratet und lebt in Warschau.
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