Das britische Überseegebiet Gibraltar steckt mitten in einer neuen Corona-Welle. Die Inzidenz liegt dort bei über 600 – obwohl rein rechnerisch jeder Einwohner vollständig geimpft ist. FOCUS Online erklärt das vermeintliche Rätsel hinter den Impfungen.
#Corona #Gibraltar #Impfquote
Rund 34.000 Einwohner, rund 78.000 verabreichte Impfdosen. Selbst, wenn Impfstoffe nicht zu 100 Prozent vor Corona schützen können – besonders stark ansteigen sollten die Infektionszahlen in Gibraltar eigentlich nicht mehr.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Seit mehreren Wochen verzeichnet das zu Großbritannien gehörende Gibraltar im Süden von Spanien wieder einen deutlichen Anstieg der Corona-Neuinfektionen. Die Inzidenz liegt wieder bei über 600. FOCUS Online erklärt, wie es dazu kommen konnte – und warum das nicht gegen die generelle Wirksamkeit von Impfstoffen spricht.
100 Prozent Impfquote bereits im April?
„Die Bevölkerung von Gibraltar ist endlich Covid-frei“, erklärte Chief Minister Fabian Picardo schon am 8. April 2021 bei einer Pressekonferenz. Es war der erste Tag, an dem die Halbinsel keinen einzigen Infektionsfall mehr unter den Einheimischen aufwies. Zu diesem Zeitpunkt waren dort bereits über 63.000 Impfdosen verabreicht worden.
Die Impfquote der knapp 34.000 Einwohner hätte damit bereits bei 92 Prozent gelegen. 100 Prozent, also nach zweiter Dosis 68.000 Impfungen, hätte der Staat dann rein rechnerisch bereits Ende April erreicht.
Nach Daten der Regierung sind es heute schon mehr als 78.000 verabreichte Impfdosen. Die Quote würde damit, bezogen auf zwei Impfungen zur vollständigen Immunisierung, bereits bei über 116 Prozent liegen. Ein beeindruckender Wert, insbesondere, wenn man bedenkt, dass Impfungen erst ab 12 Jahren möglich sind.
Genau hier ist allerdings der Haken: Gibraltar hat weder seine ganze Bevölkerung inklusive Kleinkinder durchgeimpft, noch dritte Impfungen an Erwachsene ausgegeben. Tatsächlich verabreichte der Staat in den vergangenen Monaten zahlreiche Dosen an Menschen, die nicht in Gibraltar leben. Die Impfquote liegt also keineswegs bei 100 Prozent – und tat es auch nie. Denn die unter 12-Jährigen können auch dort noch nicht gegen Corona geimpft werden.
Am 8. April, dem Tag der „Covid-Freiheit“, waren laut Chief Minister Picardo zwar rund 63.000 Impfdosen verabreicht worden. Allerdings wurden davon rund 9000 an Personen verteilt, welche lediglich in Gibraltar arbeiten. Diese Menschen zählen nicht zu den Einwohnern – ihre Impfungen allerdings zu den im Stadtstaat verabreichten. Damit verfälscht ihr Anteil an den Impfungen die Quote. Tatsächlich lag die Impfquote in der Bevölkerung Gibraltars am 8. April also nicht bei 92 Prozent – sondern lediglich bei 85 Prozent. Auch die aktuelle Impfquote von 116 Prozent gibt damit nicht die Impfungen der Bevölkerung, sondern alle Impfungen im Land an.
Damit belegt der erneute Infektionsanstieg also keineswegs eine generell schlechte Wirksamkeit der Impfstoffe. Vielmehr verdeutlicht er die Aggressivität von Corona-Varianten wie Delta. Selbst, wenn bereits ein Großteil der Bevölkerung vollständig geimpft ist, setzt sich die Variante durch.
Am Montag meldet die Regierung 22 neue Fälle, insgesamt sind 304 Fälle aktiv. Davon gehen laut Behörden 278 auf Einheimische, 26 auf Besucher zurück. In Quarantäne befinden sich 669 Personen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt am Montag bei 604.4.
Von den gemeldeten 304 aktiven Fällen gehen 176 auf die Delta-Variante zurück. Diese gilt als infektiöser als andere Varianten und könnte zudem nach ersten Studien die Wirksamkeit der Impfung leicht reduzieren. Nach Angaben der Behörden waren von den 22 Neuinfektionen am Montag 19 geimpft, 3 waren es nicht.
Es gibt aber auch positive Nachrichten: Die Zahl der Todesfälle in Folge einer Sars-CoV-2-Infektion ist seit dem 8. April, dem Tag der ausgerufenen „Covid-Freiheit“ nicht mehr angestiegen. Sie liegt nach wie vor bei 94.
#Corona #Gibraltar #Impfquote
Rund 34.000 Einwohner, rund 78.000 verabreichte Impfdosen. Selbst, wenn Impfstoffe nicht zu 100 Prozent vor Corona schützen können – besonders stark ansteigen sollten die Infektionszahlen in Gibraltar eigentlich nicht mehr.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Seit mehreren Wochen verzeichnet das zu Großbritannien gehörende Gibraltar im Süden von Spanien wieder einen deutlichen Anstieg der Corona-Neuinfektionen. Die Inzidenz liegt wieder bei über 600. FOCUS Online erklärt, wie es dazu kommen konnte – und warum das nicht gegen die generelle Wirksamkeit von Impfstoffen spricht.
100 Prozent Impfquote bereits im April?
„Die Bevölkerung von Gibraltar ist endlich Covid-frei“, erklärte Chief Minister Fabian Picardo schon am 8. April 2021 bei einer Pressekonferenz. Es war der erste Tag, an dem die Halbinsel keinen einzigen Infektionsfall mehr unter den Einheimischen aufwies. Zu diesem Zeitpunkt waren dort bereits über 63.000 Impfdosen verabreicht worden.
Die Impfquote der knapp 34.000 Einwohner hätte damit bereits bei 92 Prozent gelegen. 100 Prozent, also nach zweiter Dosis 68.000 Impfungen, hätte der Staat dann rein rechnerisch bereits Ende April erreicht.
Nach Daten der Regierung sind es heute schon mehr als 78.000 verabreichte Impfdosen. Die Quote würde damit, bezogen auf zwei Impfungen zur vollständigen Immunisierung, bereits bei über 116 Prozent liegen. Ein beeindruckender Wert, insbesondere, wenn man bedenkt, dass Impfungen erst ab 12 Jahren möglich sind.
Genau hier ist allerdings der Haken: Gibraltar hat weder seine ganze Bevölkerung inklusive Kleinkinder durchgeimpft, noch dritte Impfungen an Erwachsene ausgegeben. Tatsächlich verabreichte der Staat in den vergangenen Monaten zahlreiche Dosen an Menschen, die nicht in Gibraltar leben. Die Impfquote liegt also keineswegs bei 100 Prozent – und tat es auch nie. Denn die unter 12-Jährigen können auch dort noch nicht gegen Corona geimpft werden.
Am 8. April, dem Tag der „Covid-Freiheit“, waren laut Chief Minister Picardo zwar rund 63.000 Impfdosen verabreicht worden. Allerdings wurden davon rund 9000 an Personen verteilt, welche lediglich in Gibraltar arbeiten. Diese Menschen zählen nicht zu den Einwohnern – ihre Impfungen allerdings zu den im Stadtstaat verabreichten. Damit verfälscht ihr Anteil an den Impfungen die Quote. Tatsächlich lag die Impfquote in der Bevölkerung Gibraltars am 8. April also nicht bei 92 Prozent – sondern lediglich bei 85 Prozent. Auch die aktuelle Impfquote von 116 Prozent gibt damit nicht die Impfungen der Bevölkerung, sondern alle Impfungen im Land an.
Damit belegt der erneute Infektionsanstieg also keineswegs eine generell schlechte Wirksamkeit der Impfstoffe. Vielmehr verdeutlicht er die Aggressivität von Corona-Varianten wie Delta. Selbst, wenn bereits ein Großteil der Bevölkerung vollständig geimpft ist, setzt sich die Variante durch.
Am Montag meldet die Regierung 22 neue Fälle, insgesamt sind 304 Fälle aktiv. Davon gehen laut Behörden 278 auf Einheimische, 26 auf Besucher zurück. In Quarantäne befinden sich 669 Personen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt am Montag bei 604.4.
Von den gemeldeten 304 aktiven Fällen gehen 176 auf die Delta-Variante zurück. Diese gilt als infektiöser als andere Varianten und könnte zudem nach ersten Studien die Wirksamkeit der Impfung leicht reduzieren. Nach Angaben der Behörden waren von den 22 Neuinfektionen am Montag 19 geimpft, 3 waren es nicht.
Es gibt aber auch positive Nachrichten: Die Zahl der Todesfälle in Folge einer Sars-CoV-2-Infektion ist seit dem 8. April, dem Tag der ausgerufenen „Covid-Freiheit“ nicht mehr angestiegen. Sie liegt nach wie vor bei 94.
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