Memory Wars 2. Über Geschichtspolitik

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Auf internationaler Ebene lässt sich ein mit steigender Intensität und mit Hilfe divergierender historischer Perspektiven geführter Hegelscher Kampf um Anerkennung beobachten. Verschiedene Akteure an unterschiedlichen Orten der Welt erinnern an jeweils eigene Opfer und Helden des Zweiten Weltkriegs. Ob in Polen, Russland, Deutschland oder Amerika – selbst die Frage nach dem eigentlichen Kriegsbeginn und dem Kriegsende wird durch eine national gefärbte Perspektive wahrgenommen. Hinzu kommt die global gesehen immer noch fragile Coronalage. Traditionelle offizielle Jubiläumszeremonien waren nicht möglich – man verlegte sie zeitlich oder ließ sie in virtuellen Räumen stattfinden, bisweilen wurden sie gänzlich abgesagt.

In Russland wurde die angekündigte große Parade zum Jahrestag des Endes des Großen Vaterländischen Krieges aufgrund der Epidemie auf den 24. Juni verschoben. Viele Beobachter interpretieren diese Entscheidung jedoch im Lichte von Wladimir Putins Neujahrsbotschaft, welche besagt, dass der Kreml seine politisch instrumentalisierten Narrative über den Zweiten Weltkrieg im Dienste sowohl innen – als auch außenpolitischer Ziele einsetzen werde. Kann man also davon ausgehen, dass das Ringen um die historische Deutungshochheit auch dieses Jahr weiter an Dynamik gewinnen wird?

In der zweiten Veranstaltung der Debattenreihe "Memory Wars" diskutieren wir mit Łukasz Adamski, Rebecca Harms und Richard Herzinger. Was will uns die Militärparade des Kremls eigentlich vermitteln? Wie sehen die gängigen Reaktionen aus und was offenbaren sie uns über die aktuellen weltpolitischen Machtverhältnisse? Wie lässt sich der aufkeimenden Hyperpolitisierung von Geschichte und Kultur am besten Einhalt gebieten?

Teilnehmende:
Dr. Łukasz Adamski ist Historiker und außenpolitischer Experte, stellvertretender Direktor des Zentrums für polnisch-russischen Dialog und Verständigung
Rebecca Harms ist eine deutsche Politikerin (Die Grünen), von 2014 bis 2019 war sie Mitglied des Europäischen Parlaments
Dr. Richard Herzinger arbeitet als Publizist in Berlin. Soeben hat er sein eigenes Politikportal "hold these truths" gestartet. Als Redakteur und Kolumnist mit dem Schwerpunkt internationale Politik war er zuletzt viele Jahre für „Die Welt“ und "Welt am Sonntag", zuvor unter anderem für "Die Zeit" tätig.
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