KREUZIMPFUNG: Hausärzte sind sauer über neue Impfempfehlung von Stiko und Spahn | WELT Interview

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München (epd). Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rechnet nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Corona-Kreuzimpfungen bei Erstimpfungen mit Verzögerungen. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna, die jetzt für eine Zweitimpfung von Astrazeneca-Erstgeimpften herangezogen werden sollen, fehlten dann für neue Erstimpfungen, sagte Holetschek am Freitag dem Radiosender Bayern2.

Im Moment sei wegen der Delta-Variante des Coronavirus „die Vervollständigung der Impfung (...) das Wichtigste“, sagte Holetschek. Dementsprechend werde es dann „eine Zeit lang eben möglicherweise weniger Erstimpfungen mit Biontech und Moderna geben“. Der Minister übte in dem Zusammenhang auch Kritik an der Stiko. Deren Kommunikation zu dem Thema sei „mit Verlaub suboptimal“ gewesen. Wegen der Stiko-Entscheidung müsse nun viel besprochen werden.

Die Stiko hatte am Donnerstag überraschend die Empfehlung für eine sogenannte Kreuzimpfung abgegeben: Wer einmal Astrazeneca bekommen hat, soll bei der Zweitimpfung eines der beiden mRNA-Vakzine erhalten. Dabei kann nach Auffassung der Stiko auch der zeitliche Abstand zwischen beiden Dosen verkürzt werden. Holetschek sagte, man sei nun im Dialog mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Impfzentren, um die Empfehlung der Stiko umzusetzen.

Der Bayerische Hausärzteverband und der Landesverband Bayern des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte verliehen der Stiko deshalb am Freitag auch die „gesundheitspolitische Zitrone des Monats“. „Mit diesem unabgestimmten Vorstoß hat die Stiko Chaos in unseren Praxen ausgelöst - und dies nicht zum ersten Mal“, sagte der bayerische Hausärzteverbands-Chef Markus Beier: „Wo soll über Nacht der mRNA-Impfstoff für die Zweitimpfungen für mehrere Wochen herkommen?“

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat ausreichend Impfstoff für die Umsetzung der überraschend geänderten Astrazeneca-Empfehlung der Ständigen Impfkommission zugesichert. «Es wird sehr zügig gehen können, die Empfehlung umzusetzen, weil ausreichend mRNA-Impfstoff da ist», sagte der CDU-Politiker nach Beratungen mit seinen Länder-Kolleginnen und -Kollegen am Freitag in Berlin.

Die Impfkommission hatte am Vortag überraschend mitgeteilt, dass Menschen, die eine erste Dosis des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten sollen.

«So eine Empfehlung kann natürlich leicht viele, die sich impfen lassen wollen, im erste Moment verunsichern», räumte Spahn ein. Er und die Gesundheitsminister der Länder seien von der Entscheidung überrascht worden. Beim Chef der Impfkommission, Thomas Mertens, der bei den Ministerberatungen zugeschaltet gewesen sei, hätten die Politiker deshalb dafür geworben, «dass wir miteinander noch etwas besser die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik machen». Allein in der kommenden Woche seien 500 000 bis 700 000 Menschen betroffen, bei denen eigentlich eine Zweitimpfung mit Astrazeneca anstehe.

Spahn betonte die besonders hohe Wirksamkeit einer Kreuzimpfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca für die erste und dem von Biontech/Pfizer oder Moderna für die zweite Spritze. Dazu komme, dass die neue Empfehlung einen Abstand der zweiten zur ersten Impfung von nur vier Wochen umfasse. Man solle also nicht mehr bis zu zwölf Wochen warten, wie es bisher bei Astrazeneca empfohlen war.

«Diese Kombination ist eine der bestverfügbaren Impfkombinationen, die es aktuell gibt», sagte Spahn. Dies mache den Impfstoff von Astrazeneca attraktiver. Derzeit gebe es viele Dosen von Astrazeneca in Deutschland vorrätig. Allein in den kommenden Tagen würden 2,4 Millionen Dosen davon geliefert.

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