Impressionen vom Frauenkampftag 2021 in Magdeburg Stadtfeld

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Die Corona-Pandemie zeigt nun einmal mehr und auch deutlich, welche Kämpfe Frauen zu führen haben: Der Abwasch bleibt liegen, weil die Kinder zu Hause betreut werden und auch der Wocheneinkauf muss noch vor der nächsten Schicht erledigt werden. Das Geld ist dabei aufgrund von Kurzarbeit so knapp wie nie. Wenn es so weiter geht, reicht es bald nicht mehr für die Miete.


Nicht auf unserem Rücken!


Die erhöhte Gefahr, sich auf Arbeit oder im öffentlichen Raum anzustecken, tragen zu größten Teilen wir Frauen, die 70% des Personals in sozialen und pflegerischen Einrichtungen ausmachen. Gleichzeitig trafen uns auch die Entlassungswellen in Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus als Erste. Die ohnehin bestehende Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen wird dadurch weiter verschärft, die Gefahr als Frau im Alter in Armut zu leben ist weiter gestiegen.
Die Pflege von Familienmitgliedern, die Kinderbetreuung, Home Schooling und Haushaltstätigkeiten lasten überwiegend auf den Schultern von Frauen. Wir werden gezwungen Erziehungs- und Bildungsleistungen zu erbringen, die sonst von staatlicher Seite garantiert werden. Überholte, traditionelle Geschlechterverhältnisse werden sich so wieder verfestigen und langfristig zementieren. Jeder weitere Tag unter diesen widrigen Umständen überschreitet die Grenzen der körperlichen und psychischen Belastbarkeit und treibt jede einzelne immer weiter in die soziale Isolation.



Für ein Ende der Gewalt!


Das Vermeiden sozialer Kontakte schützt uns und andere zwar vor der Ansteckung, nicht aber vor gewalttätigen Übergriffen. 2019 wurde in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau getötet und alle 45 Minuten Opfer einer gezielten Körperverletzung. Das Frauenhilfetelefon gibt an, dass die Anrufe seit April 2020 um 20% gestiegen sind. Auch dies ist unbestreitbar eine Auswirkung der Pandemie, denn erwiesenermaßen erfahren Frauen diese Gewalt zumeist in ihrem eigenen Zuhause. Täter sind (Ex)Partner oder nahe männliche Angehörige. Hilfe gibt es viel zu wenig. Schon vor der Pandemie waren die Frauenhäuser maßlos überlastet, so dass oft nur die Wahl zwischen der Gewalt und der Obdachlosigkeit bleibt. In Zeiten wirtschaftlicher Not steigt zusätzlich die Gefahr, dass Mädchen und Frauen sich prostituieren oder anderweitig missbrauchen und ausbeuten lassen müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Wir wollen auch die Frauen in den Flüchtlingslagern und Gefängnissen nicht vergessen. Gefangene Frauen sind nun noch stärker als ohnehin isoliert und abgeschottet. In Sammelunterkünften herrscht zudem eine besonders hohe Ansteckungsgefahr, da hier viele Menschen auf engem Raum untergebracht sind und die medizinische Versorgung miserabel ist. Außerdem sind Frauen hier gewaltsamen Übergriffen und sexualisierter Gewalt oft schutzlos ausgeliefert.



Wir (be)kriegen die Krise!


Auch wenn nicht jede von uns die beschriebenen Verhältnisse in gleicher Weise erlebt, stellen sie doch für uns alle eine potentielle Bedrohung dar. Viele Frauen machen aufgrund ihres Geschlechts in dieser Gesellschaft ähnliche Erfahrungen. Diese Umstände sind auf das Patriarchat zurückzuführen, eine Herrschaftsform, die die Frau dem Manne prinzipiell unterordnet und die sich durch alle Lebensbereiche zieht. Auch die kapitalistische Wirtschaftsweise profitiert vom Patriarchat, indem sie Frauen zu billigeren Arbeitskräften degradiert und einen Großteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit auf sie abwälzt.
Der Frauenkampftag am 8. März steht wie kein anderer Tag für den Kampf der Frauen gegen patriarchale Unterdrückung und kapitalistische Ausbeutung. Frauen aus aller Welt gehen an diesem Tag auf die Straße. In diese über 100 Jahre alte Tradition wollen wir uns hier und heute einreihen.
Wir Frauen brauchen einander und müssen uns organisieren, um gemeinsam im Betrieb, zuhause und auf der Straße gegen die alltägliche Unterdrückung zu kämpfen. Fortschritte werden nur erreicht, wenn Frauen ihre Situation in die eigene Hand nehmen und für ihre Rechte einstehen. Deshalb kommt mit euren Freundinnen, Nachbarinnen, Kolleginnen, Müttern, Schwestern und Töchtern zur Kundgebung und tragt eure Forderungen entschlossen auf die Straße!
Weiterhin sind alle willkommen, die sich solidarisch zeigen wollen.
Wir sind ein loser Zusammenhang von Frauen aus Stadtfeld-Ost und auch überregional mit anderen Frauen vernetzt. Obwohl unsere Lebensrealitäten verschieden sind, eint uns der Wille, für eine Welt einzustehen, in der alle Frauen selbstbestimmt und frei von Ausbeutung und Unterdrückung leben können. Falls du mitmachen und uns kennenlernen möchtest, schreib uns unter: [email protected]
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