Die drastischen Lieferprobleme des Impfstoffherstellers AstraZeneca bringen Thüringens Impfpläne teils durcheinander. Der Freistaat stoppte die Vergabe von neuen Impfterminen vorerst und muss auch den Start von Impfungen bei Hausärzten in einem Pilotprojekt verschieben, wie das Thüringer Gesundheitsministerium am Wochenende bekannt gab. Pläne für neue große Impfzentren im Norden und Süden des Landes wurden vorerst auf Eis gelegt.
Der Hersteller AstraZeneca hatte am Freitag bekannt gegeben, statt der zuletzt anvisierten 220 Millionen Dosen nur noch 100 Millionen bis zur Jahresmitte an die EU-Staaten zu liefern. Der Konzern begründete dies unter anderem mit Exportbeschränkungen.
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) reagierte verärgert und bezeichnete die angekündigte Lieferkürzung als «absolut inakzeptabel». Nach Thüringen sollten kommende und die darauffolgende Woche 31 200 AstraZeneca-Impfdosen geliefert werden. Laut Gesundheitsministerium werden es nun nur noch 9600 sein.
Werner kritisierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die Länder im Februar aufgefordert habe, keine AstraZeneca-Impfstoffdosen zurückzuhalten, weil die Liefermengen sicher seien. «Genau das haben wir getan und jede einzelne Impfdosis verplant. Jetzt zwingt uns die Ankündigung aus dem Bundesgesundheitsministerium zu einem Stopp unserer Terminvergabe und zur Verschiebung der Einbindung der Hausärzte», sagte Werner. Dies sei mehr als ärgerlich. «Damit ist auch der letzte Funke an Vertrauen in verbindliche Zusagen erloschen. Ich fordere den Bundesgesundheitsminister auf, sofort zu intervenieren.»
Ursprünglich sollte noch im März in Thüringen ein Modellprojekt starten, bei dem erstmals auch Hausärzte Corona-Impfungen durchführen sollten. Ziel des Projektes war es, vor allem ältere Menschen zu Hause zu impfen, die nicht in einer Einrichtung leben und denen es zudem schwer fällt, in die Impfzentren zu kommen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sollten dafür 10 800 Moderna-Impfdosen verwendet werden, deren Lieferung in der kommenden Woche erwartet werden. Nun müssen aber für bereits gebuchte Impftermine, bei denen AstraZeneca-Dosen genutzt werden sollten, die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna verwendet werden.
Die Lieferprobleme kommen zur Unzeit. Seit Wochen steht Thüringen beim Sieben-Tage-Inzidenzwert deutschlandweit an der Negativspitze. Und die Infektionszahlen steigen immer weiter an. Am Sonntag lagen sie bei 161,6 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Damit bleibt die Inzidenz im Freistaat mehr als doppelt so hoch als der bundesweite Wert, der am Sonntag bei 79,1 lag, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht.
#ASTRAZENECA #CORONA #IMPFEN
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Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sollten dafür 10 800 Moderna-Impfdosen verwendet werden, deren Lieferung in der kommenden Woche erwartet werden. Nun müssen aber für bereits gebuchte Impftermine, bei denen AstraZeneca-Dosen genutzt werden sollten, die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna verwendet werden.
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