Deutschland unterbricht nach Berichten über Blutgerinnsel und dem Impfstopp in mehreren europäischen Ländern nun auch den Einsatz des Covid-19-Impfstoffs von AstraZeneca. Aufgrund einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts setze die Bundesregierung die Erst- und Zweitimpfungen mit AstraZeneca vorsorglich aus, teilte das Bundesgesundheitsministerium am Montag mit. "Die Entscheidung heute ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. "Uns allen ist die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst, und wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht."
Das Paul-Ehrlich-Institut hält nach neuen Meldungen von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa weitere Untersuchungen für notwendig. Es gebe eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen, erklärte das Bundesinstitut für Impfstoffe. Personen, die sich nach der Impfung mehr als vier Tage zunehmend unwohl fühlten und etwa unter starken, anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen litten, sollten unverzüglich zum Arzt gehen.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) muss nun entscheiden, wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung auswirken. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zufolge wurde die Entscheidung für Dienstag gegen Mittag erwartet. Spahn sagte, er hoffe auf einen positiven Entscheid noch in dieser Woche.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung. "Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte ich das für einen Fehler", schrieb er auf Twitter. "Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. In der jetzt Fahrt aufnehmenden 3. Welle wären die Erstimpfungen mit dem AstraZeneca Impfstoff Lebensretter." Für die ohnehin zäh laufende Impfkampagne in Deutschland ist die Aussetzung ein herber Rückschlag. Denn damit stehen zunächst nur die Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna zur Verfügung. In der vergangenen Woche war zwar auch das Mittel von Johnson&Johnson in der EU zugelassen worden, die Auslieferungen sollen aber erst in der zweiten Aprilhälfte beginnen.
Auch für den AstraZeneca-Impfstoff ist es ein weiterer Dämpfer: Er kämpft hierzulande von Beginn an mit Imageproblemen hinsichtlich seiner Wirksamkeit. Erst Anfang des Monats war er in Deutschland auch für über 65-Jährige freigegeben worden, da nach Ansicht der Ständigen Impfkommission inzwischen Daten vorliegen, die die Wirksamkeit in höheren Altersgruppen "eindrücklich" belegen. AstraZeneca hatte die Vorwürfe gegen seinen Impfstoff zurückgewiesen und erklärt, kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit dem Mittel zu sehen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief dazu auf, die Impfungen mit dem Mittel fortzusetzen. "Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass die Vorfälle durch den Impfstoff verursacht werden und es ist wichtig, dass die Impfkampagnen fortgesetzt werden, damit wir Leben retten und schwere Krankheiten durch das Virus eindämmen können", sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier.
Die Niederlande, Irland, Dänemark, Norwegen und Island hatten zuvor schon den Einsatz des Impfstoffs vorübergehend ausgesetzt. Italien und Österreich stoppten die Verwendung von bestimmten Chargen. Die EMA hat bislang die Einschätzung geäußert, dass sie keine Hinweise darauf sieht, dass die Fälle von Blutgerinnseln durch die Impfung mit AstraZeneca verursacht wurden. Die EU-Behörde betonte in der vergangenen Woche, dass die bisher verfügbaren Informationen zeigten, dass die Anzahl der thromboembolischen Vorfälle bei geimpften Personen nicht höher sei als in der Allgemeinbevölkerung. Auch zahlreiche Experten hatten darauf hingewiesen.
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Das Paul-Ehrlich-Institut hält nach neuen Meldungen von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa weitere Untersuchungen für notwendig. Es gebe eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen, erklärte das Bundesinstitut für Impfstoffe. Personen, die sich nach der Impfung mehr als vier Tage zunehmend unwohl fühlten und etwa unter starken, anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen litten, sollten unverzüglich zum Arzt gehen.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) muss nun entscheiden, wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung auswirken. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zufolge wurde die Entscheidung für Dienstag gegen Mittag erwartet. Spahn sagte, er hoffe auf einen positiven Entscheid noch in dieser Woche.
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief dazu auf, die Impfungen mit dem Mittel fortzusetzen. "Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass die Vorfälle durch den Impfstoff verursacht werden und es ist wichtig, dass die Impfkampagnen fortgesetzt werden, damit wir Leben retten und schwere Krankheiten durch das Virus eindämmen können", sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier.
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