Derzeit wird die Frage „Wirtschaft oder Leben“ zur Diskussion gestellt.
Wer sich für die Wirtschaft ausspricht, stellt sich in dieser Logik automatisch gegen das Leben.
Das große Problem dieser Diskussion liegt bereits in der Frage selbst, die sich innerhalb einer Politik der Alternativlosigkeit bewegt. Eine echte Abwägung kann nicht erfolgen, da das Denken sich in einer sehr engen, vorgegebenen Gasse des Polaren, des Binären, des Gut-Böse-Schemas und der Moralisierung bewegt.
Global betrachtet, sind Krisen Kriege und andere Ereignisse das Ergebnis bestimmter Handlungen, die sich wiederum als Folge von bestimmten Gefühlsimpulsen, von einer bestimmten Denkungsart zeigen.
Unsere gegenwärtige Politik wird von Alternativlosigkeit beherrscht. Meine These ist es, dass sich innerhalb moralisierender Fragestellungen keine echte Moral entwickeln kann, da diese einen individuellen Freiraum – zur Abschätzung und Abwägung, zur Gewissensbildung – braucht.
Das Prinzip einer zwingenden moralischen Kompetenz durch eine übergeordnete Institution kennen wir von der Kirche. Die Autorität, der Papst, ist Gottes Stellvertreter, er ist – ex catedra - gottgleich. Einen Wahrheitsanspruch mit moralischen Ansprüchen zu verknüpfen, ist eine allgemein-kirchliche Struktur, die besonders von den Jesuiten angelegt und ausgearbeitet wurde.
Die Tugenden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams greifen tief in die Individualsphäre de Menschen ein.
Die Armut wäre ein hohes Ideal, wenn sie aus eigener Entscheidung im Zusammenhang mit Brüderlichkeit gedacht wird (vgl. Franz von Assisi). Im kirchlichen Kontext wird es als tief in das Leben eingreifende moralische Komponente verbindlich gemacht – zugunsten der Versprechung des Seelenheils, der Erlösung.
Das Gebot der Keuschheit, sofern es sich nicht gegen ein exzessiv überschießendes Begierdenleben richtet, ist ein vehementer Eingriff in das Beziehungsleben des Menschen.
Anders als die beiden zuerst genannten Pflichten ist der Gehorsam nicht nur als Gelübde in klösterlichen Gemeinschaften, sondern für jeden verpflichtend. Das Wort der kirchlichen Autorität entspricht der Wahrheit und wird für jeden verpflichtend, selbst wenn es der eigenen Wahrnehmung widersprechen sollte.
Das eigene individuelle Gewissen ist externalisiert auf eine äußere Institution; es wirkt von außen auf den Menschen herein.
Ist es aber menschengemäß, wenn das Gewissen als ureigenste individuelle Instanz sich nicht im Menschen selbst entfaltet?
Durch moralische oder moralisierende Ansätze z.B. in der Politik, die nicht klar von Ratio und Analyse, von der Sammlung verschiedenster Anschauungen getragen ist, ist oft etwas Gefährliches verbunden: Der Mensch soll in einen moralischen Zwang gebracht werden.
Durch den moralischen Zwang wird die äußere Autorität in den Menschen hinein verlagert. Es spricht aus dem Menschen nicht mehr sein authentisches Gewissen, sondern es wird als fremde Stimme in das eigene Leben hinein verlagert und spricht von dort aus als das scheinbar Eigene.
Die Corona-Krise sehe ich als Zeitenwende an, nach der nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Zur Überwindung der Krise müsste auch die bislang gültige Denkweise überwunden werden.
Mit der Frage „Leben oder Wirtschaft“ wird eine unverantwortliche Polarisierung betrieben. Anstatt einer rationalen Auseinandersetzung, die auch berücksichtigt, dass Gesundheit nicht nur aus Virologie, sondern z.B auch aus Psychologie oder Soziologie u.v.m. besteht, wird der Schutz des Schwächeren als hohen ethischen Wert mit moralischem Anspruch auf die Fahne geschrieben.
Ein Gewissensbildungsprozess, der immer ein sehr aktiver, spannungsreicher Prozess mit dem Potential des Irrtums ist, findet nicht statt. Es wird ein moralisches Gut-Böse-Prinzip übergestülpt, das sachliche Abwägung ausgrenzt und das auf diese Weise sogar die Stimmen der Vernunft mit moralischer Keule diffamiert.
Menschen, die aus Verantwortung ihre Stimme erheben, werden moralisch diskreditiert und es wird dadurch sehr gleich leicht der innere Umstand der Krise nicht aufgehoben, sondern verstärkt.
Dieser Umgang mit der Krise erscheint bedenklicher als der Virus selbst.
Denn gesellschaftliche Spaltung, Einüben des Gehorsams, Einüben der scheinbaren Alternativlosigkeit, bringen das bedrohliche Grundgefühl mit sich, das stark im Eingriff in die Autonomie auf moralischer Ebene besteht.
Um auf moralischer Ebene agieren können, müsste man eine rationale Gewissensebene ausprägen, die aber niemals verbindlich sein kann, sondern der Autonomie des Menschen unterliegt. Wir leben ja nicht in einem Kloster!
Individuelle Rechte müssen wahrgenommen werden und die eigene Gewissensbildung muss in Anspruch genommen werden!
Weitere Empfehlung:
Artikel "Welchen Platz nehmen Krankheiten im Leben ein"
zu finden unter https://www.martin-sinzinger.de/philosophie
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Wer sich für die Wirtschaft ausspricht, stellt sich in dieser Logik automatisch gegen das Leben.
Das große Problem dieser Diskussion liegt bereits in der Frage selbst, die sich innerhalb einer Politik der Alternativlosigkeit bewegt. Eine echte Abwägung kann nicht erfolgen, da das Denken sich in einer sehr engen, vorgegebenen Gasse des Polaren, des Binären, des Gut-Böse-Schemas und der Moralisierung bewegt.
Global betrachtet, sind Krisen Kriege und andere Ereignisse das Ergebnis bestimmter Handlungen, die sich wiederum als Folge von bestimmten Gefühlsimpulsen, von einer bestimmten Denkungsart zeigen.
Unsere gegenwärtige Politik wird von Alternativlosigkeit beherrscht. Meine These ist es, dass sich innerhalb moralisierender Fragestellungen keine echte Moral entwickeln kann, da diese einen individuellen Freiraum – zur Abschätzung und Abwägung, zur Gewissensbildung – braucht.
Das Prinzip einer zwingenden moralischen Kompetenz durch eine übergeordnete Institution kennen wir von der Kirche. Die Autorität, der Papst, ist Gottes Stellvertreter, er ist – ex catedra - gottgleich. Einen Wahrheitsanspruch mit moralischen Ansprüchen zu verknüpfen, ist eine allgemein-kirchliche Struktur, die besonders von den Jesuiten angelegt und ausgearbeitet wurde.
Die Tugenden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams greifen tief in die Individualsphäre de Menschen ein.
Die Armut wäre ein hohes Ideal, wenn sie aus eigener Entscheidung im Zusammenhang mit Brüderlichkeit gedacht wird (vgl. Franz von Assisi). Im kirchlichen Kontext wird es als tief in das Leben eingreifende moralische Komponente verbindlich gemacht – zugunsten der Versprechung des Seelenheils, der Erlösung.
Das Gebot der Keuschheit, sofern es sich nicht gegen ein exzessiv überschießendes Begierdenleben richtet, ist ein vehementer Eingriff in das Beziehungsleben des Menschen.
Anders als die beiden zuerst genannten Pflichten ist der Gehorsam nicht nur als Gelübde in klösterlichen Gemeinschaften, sondern für jeden verpflichtend. Das Wort der kirchlichen Autorität entspricht der Wahrheit und wird für jeden verpflichtend, selbst wenn es der eigenen Wahrnehmung widersprechen sollte.
Das eigene individuelle Gewissen ist externalisiert auf eine äußere Institution; es wirkt von außen auf den Menschen herein.
Ist es aber menschengemäß, wenn das Gewissen als ureigenste individuelle Instanz sich nicht im Menschen selbst entfaltet?
Durch moralische oder moralisierende Ansätze z.B. in der Politik, die nicht klar von Ratio und Analyse, von der Sammlung verschiedenster Anschauungen getragen ist, ist oft etwas Gefährliches verbunden: Der Mensch soll in einen moralischen Zwang gebracht werden.
Durch den moralischen Zwang wird die äußere Autorität in den Menschen hinein verlagert. Es spricht aus dem Menschen nicht mehr sein authentisches Gewissen, sondern es wird als fremde Stimme in das eigene Leben hinein verlagert und spricht von dort aus als das scheinbar Eigene.
Die Corona-Krise sehe ich als Zeitenwende an, nach der nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Zur Überwindung der Krise müsste auch die bislang gültige Denkweise überwunden werden.
Mit der Frage „Leben oder Wirtschaft“ wird eine unverantwortliche Polarisierung betrieben. Anstatt einer rationalen Auseinandersetzung, die auch berücksichtigt, dass Gesundheit nicht nur aus Virologie, sondern z.B auch aus Psychologie oder Soziologie u.v.m. besteht, wird der Schutz des Schwächeren als hohen ethischen Wert mit moralischem Anspruch auf die Fahne geschrieben.
Ein Gewissensbildungsprozess, der immer ein sehr aktiver, spannungsreicher Prozess mit dem Potential des Irrtums ist, findet nicht statt. Es wird ein moralisches Gut-Böse-Prinzip übergestülpt, das sachliche Abwägung ausgrenzt und das auf diese Weise sogar die Stimmen der Vernunft mit moralischer Keule diffamiert.
Menschen, die aus Verantwortung ihre Stimme erheben, werden moralisch diskreditiert und es wird dadurch sehr gleich leicht der innere Umstand der Krise nicht aufgehoben, sondern verstärkt.
Dieser Umgang mit der Krise erscheint bedenklicher als der Virus selbst.
Denn gesellschaftliche Spaltung, Einüben des Gehorsams, Einüben der scheinbaren Alternativlosigkeit, bringen das bedrohliche Grundgefühl mit sich, das stark im Eingriff in die Autonomie auf moralischer Ebene besteht.
Um auf moralischer Ebene agieren können, müsste man eine rationale Gewissensebene ausprägen, die aber niemals verbindlich sein kann, sondern der Autonomie des Menschen unterliegt. Wir leben ja nicht in einem Kloster!
Individuelle Rechte müssen wahrgenommen werden und die eigene Gewissensbildung muss in Anspruch genommen werden!
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